Sonntag, 20. Mai 2007


Er sehnte sich nach ihr. Er hatte mit ihr vor zwei Tagen am Telefon gesprochen - und er hatte ihr gestanden, welche Lust er empfand, wenn er an das letzte Treffen dachte, an die Bilder, die er damit verband: Sie, ihr im Nacken hochgestecktes Haar, ihr Parfum, ihre halterlosen Strümpfe, ihr Höschen, wie es über ihre Stiefel glitt, ihre nasse Perle, ihre warmen Schenkel, ihre festen Brustwarzen, ihr leidenschaftlicher Mund, ihr Blick. Sein heißer Atem, seine feste Männlichkeit, die ihm überrraschende Lust, sein sichtbarer Gipfel, das erneute Eindringen , der Geschmack ihrer Lust, die Feuchte ihrer Leidenschaft, ihr heißer Schoß auf seinen Lenden, das Leuchten ihrer Augen, ihr lustvolles Lachen....

Er malte ihr am Telefon aus, wie es sein würde, wenn sie sich wieder spüren würden. Er wollte, dass sie tat, was er ihr ins Ohr flüsterte. Sie hatte ihm einmal gesagt, das würde ihr gefallen. Er sagte ihr, er werde ihr sagen, sie solle vor ihm knien, langsam die Knöpfe seiner Hose öffnen, so dass sein glänzender Schaft sich ihr entgegenrecken könne. Er sagte ihr, er werde sie auffordern, ihn in den Mund zu nehmen, seinen Lusttropfen zu schmecken. Dann würde er sie fragen, ob sie wolle, dass er ihr in den Mund spritze. Sie würde heftig bejahen. Er würde sich zusammenreißen, sie auffordern sich umzudrehen, ihre Schenkel zu spreizen, ihm ihren schönen Schmetterling zu zeigen, der, so hoffte er, ihm glänzend nass seine zartrosa Flügel zum Kosten anbot. Er würde ihren Nektar schmecken, ihren Saft in sich aufnehmen. Er liebte es, seine Zunge in ihrer samtene Spalte nach der Lust suchen zu lassen, bis ihr der Liebestau die an den Beinen hinunterlief.

Dann wollte er in sie eindringen, er wollte, dass sie ihn darum bat, mit deutlichen Worten. Er wollte, dass sie sich ihm hingab, ihren festen Hintern ihm entgegenstreckte, dass er von hinten sanft und doch fordernd in sie eindrang, erst langsam, dann immer schneller werdend, tiefer in sie eindringend, ihre Gegenstöße fordernd, so dass er sein weißes Gold tief in sie hinein spritzen konnte, dass der heiße Schwall ihre Scham flutete...

All das erzählte er ihr am Telefon. Und dass er kürzlich einen Film gesehen hatte, in der die junge Hauptakteurin sich wunderbar-seltsam-schöne Regeln gegeben habe: 1. Nimm, was du kriegen kannst, du weiß nicht, ob es morgen noch da ist. 2. Betrachte dein Leben als eine Folge von Abenteuern. 3. Angst ist falsch, außer es handelt sich um Todesangst. 4. Reise, so viel du kannst. 5. Die Liebe ist das größte Abenteuer, dass du bestreiten kannst. 6. Jammern ist langweilig. 7. Gib' niemals auf. 8. Lass' dich nur mit wilden Männern ein. 9. Verrate niemals deine Ideale. 10. Nutze deine Phantasie!

Er hoffte, sie bald wiedersehen zu können. Auch das sagte er ihr am Telefon. Er verschwieg ihr jedoch, dass sie sein größtes Abenteuer war!
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Freitag, 18. Mai 2007


Er hatte sie angerufen. Spät am Abend aus dem Büro. Manchmal, wenn er das tat, lag sie schon zuhause in ihrem Bett. Ihm gefiel der Gedanke, dass sie sich in die Kissen kuscheln konnte, wenn er mit ihr sprach. Und an diesem Vorsommerabend sollten sie sich verabreden. Er sollte sie zum ersten Mal treffen. Nicht, dass sie sich nicht schon gesehen hätten. Nicht, dass sie sogar in seinem Büro besucht hatte, abends, als nur die Putzfrau kurz störte und er ihr so nahe kam wie nie zu vor.

Doch diese Begegnung würde das erste Mal bedeuten.

Er erzählte ihr, wie er sich dieses erste Mal vorstellte, wie er sie küssen, wie der Duft ihres Haares ihn betören würde, wie seine Lippen die ihren fänden... sie hörte genau zu, vor ihrem inneren Auge wurden die Sequenzen lebendig, seine wurden Handlung. Sie spürte beinahe, wie seine großen schlanken Händen sie erfassten, mit ihrer Haut sprachen, sie elektrisierten. Und wie sich ihr Atem dabei beschleunigen und ihre Scham den ersten zarten Wunsch nach Vereinigung aussenden würde... Er redete leise, sanft, dennoch an manchen Stellen bestimmt, die Lust diktierte ihm die Worte. Worte, die ihrer Lust ein Zuhause gaben. Ein Zuhause, in dem sie, schon schien es ihr, ohne Zurückhaltung das tun konnte, was auch ihre Phantasie verlangte: Mit ihm sein, ohne falsche Scheu ausprobieren, ihn kosten, sich kosten lassen. Sie spürte, wie die Energie in die Mitte ihres Körpers fuhr, wie heiße Lust sich Bahn brach. Darum sprach sie jetzt: "Ich..., ich will mit Dir schlafen!" Sie hörte, wie er den Satz in sich aufnahm, wie dieser sein Feuer ganz und gar entfachte. Sie wusste, dass seine Männlichkeit in diesem Augenblick so kräftig zu ihr hin drängte, dass er das nicht hätte verbergen können.

Das Telefon, das wussten sie beide, konnte nur ihre Worte transportieren, die Sinnlichkeit jedoch nutzte unbekannte Boten an diesem Abend – sie übertrugen die Energie, die sie beide gleichzeitig spürten und die kräftiger war als jeder Rausch, dabei klar und rein.

Sie verabredeten sich für den nächsten Tag. Es gab nichts, was sie beide hätte zurückhalten können. Die Dämme der Vernunft waren gebrochen, das heiße Begehren suchte nach dem Weg. Sie würden sich treffen, an einem abgelegenen Ort. Er würde in ihr Auto steigen und sie würden gemeinsam hinaus fahren, wo auch immer dieses Hinaus sein würde. Sie wussten, das etwas passieren würde, das es schon passiert war.

Früher Abend am nächsten Tag. Die Sonne tauchte jedes Blatt, jeden Zweig, jeden Atemhauch in Gold. Er hatte die vergangene Nacht kaum geschlafen. Seine Gedanken waren so unbedingt bei ihr, er war diesen Gedanken gegenüber willenlos. Die Zeit tropfte zäh in die Vergangenheit. Er saß in seinem Büro und hoffte auf ein Zeichen von ihr. Sie überprüfte im gleichen Augenblick in ihrer Wohnung ihr Spiegelbild. Auch wenn sie sich nicht immer sicher war, wie sie auf Menschen wirkte, jetzt hatte sie Gewissheit: Sie würde ihm gefallen. Ja, sie würde ihm gefallen. Sie ging die Treppe hinunter zur Ausgangstür. Sie rief ihn an. Sie wechselten nur wenige Worte.
Dann starteten sie - gleichzeitig.

Während der Fahrt zu ihrem Treffpunkt hörten sie in ihren Autos Musik, jeder hatte eine CD eingelegt, die so etwas wie der Soundtrack für die Reise zum anderen sein sollte. Er hörte "Moon Safari" von "Air", sie hatte sich für "R.E.M“ entschieden, für "Automatic for the People“. Sie waren jetzt wie Sonne und Mond. Sie strahlte, er umkreiste sie. Und wenn er vor sie hin trat, wurde es dunkel auf Erden, so dass niemand verfolgen konnte, was sie taten. Sie kannten beide ihren Weg, waren beide schon häufig in die Richtung des jeweils anderen gefahren, noch bevor sie wussten, dass sie sich finden würden.

Er parkte auf einem Parkplatz außerhalb der Stadt, schrieb ihr eine SMS: "Ich freue mich auf Dich!" Mehr konnte er vor Aufregung nicht tippen, sie sollte nur erfahren, dass er sie erwartete. Sie antwortete prompt. "Noch eine Minute." Er wartete, aufrecht, groß, ein wenig unsicher.

Dann sah er sie, sie hielt am Straßenrand. Er stieg zu - wie ein Student, der trampte und sehr großes Glück hatte. Das Wageninnere war erfüllt von Lust, von ihrer, die sich in diesem Moment unsichtbar mit seiner mischte. Sie küssten sich, noch zaghaft, diese erste zarte Verschmelzung beinahe ungläubig registrierend. "Du siehst gut aus", sagte sie. "Du siehst gut", sagte er. Sie lächelten. "Wohin geht die Reise?" wollte sie wissen. "Lass uns einfach ein Stück weiterfahren und irgendwann nach links abbiegen." "Okay." Sie fuhr los.

Er betrachtete sie. Sie gefiel ihm, so wie sie Auto fuhr, wie ihre Beine schimmerten - sie trug einen kurzen Jeansrock. Unter ihrem roten Shirt konnte er das Spitzenmuster ihres BHs erkennen. Seine Hände lagen jetzt in seinem Schoß. Er spürte, wie sie seine Hände betrachtete, die nahe seiner Männlichkeit ruhten.
Sie fuhren eine Landstraße entlang, die sich zwischen zwei kleinen Hügelketten schlängelte. Links der Straße bog ein Schotterweg in einen Steinbruch ab. Das war ihr Ziel. Sie wussten das in diesem Moment.

Sie parkte am Rand des Weges. "Ich habe eine Decke und einen Picknick-Korb dabei, hinten im Kofferraum", sagte sie. Sie stiegen aus, trafen sich am Heck des Wagens. Seine Arme umschlangen sie, sie drückte sich an ihn. Ihre Lippen fanden sich erneut, innig, schnell, den anderen nahezu aufsaugend. Dann gingen sie Hand in Hand am Rande des Steinbruchs entlang. Sie hatte die Decke unter dem Arm. Er trug den Korb. In ihm befand sich Wein und Gebäck.

Sie traten in das Halbrund des Steinbruchs ein - wie auf die Bühne eines Theaters. Vor ihnen schimmerte die Abbruchwand des Sandsteins rötlich. Links und rechts standen junge Sträucher und Bäume verstreut, hier wurde seit Jahren nichts mehr abgebaut... Sie hielten sich rechts, fanden einen geschützten Platz zwischen jungen Birken. Er stellte den Korb ab, breitete daneben die Decke aus. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen. Er tat es ihr gleich. Dann standen sie beide auf den rotweißen Karos der Decke, barfuß - und atmeten schwer. Jetzt war es wahr. Sie waren da, wo sie schon immer hinstrebten: Zu diesem Anderen, zu ihrem Gegenstück und damit zu sich selbst. Sie hatten diesen Weg über die Lust zurückgelegt, über dieses unergründbare Begehren, das sie eines Tages füreinander entdeckten, bis daraus mehr wurde.

Und nun standen sie auf der Decke. Betrachteten sich, noch einen Moment im ersten Dämmerlicht verharrend. Ihre warmen Augen schauten ihn verlangend an, letzte Sonnenstrahlen streichelten ihr Haar, Ihre vollen Lippen formten Worte, er verstand sie nicht. Sah nur sie, zitterte sogar ein wenig. Er zog sie an sich, küsste ihre Augen, dann ihre Wangen. Dann ließ sie sich an ihm heruntergleiten. Sie öffnete seinen Gürtel, wortlos, dann den Reißverschluss seiner Jeans. Sie streichelte sanft über die Wölbung seiner Shorts, auch, um sein Verlangen nach ihren Lippen noch zu steigern. Sie liebte nun seine Mitte, lange, ausdauernd, voll Raffinesse. Dann deutete sie ihm, er solle sein Shirt ausziehen, sie tat es ihm gleich, er half ihr den BH zu öffnen. Ihre vollen Brüste lockten ihn. Sein Mund fand den Weg zu ihnen - erst küsste er die eine, dann die andere. Sie bebte vor Lust, als er sie mit seiner Zunge verwöhnte. Schauer liefen ihr über den Rücken. Jetzt kniete er vor ihr - sie hatte jetzt nur noch ihren Slip an. Er schob an ihrem Venushügel den Stoff zur Seite, sein Mund bedeckte sie jetzt. Ihre schöne Perle war nass, so nass, dass ihr Liebessaft die Schenkel hinunterzulaufen drohte. Er kostete sie. Er wollte mehr davon. Sein Gesicht sollte von ihrem Nektar bedeckt sein, das wünschte er sich, während seine Zunge sanft ihre Schamlippen teilte, um ihr heißes Inneres zu entdecken, ihre Perle zu umspielen. Sie stöhnte, so wie er eben gestöhnt hatte, als sie ihn kostete.

Kurz darauf fanden sie sich nackt auf der Decke liegend wieder. Er über ihr. Er sah ihr tief in die Augen und sie hielt seinem Blick stand, mehr noch, sie zog mit ihrem Blick ihn noch dichter an sich heran. Ihre Schenkel waren gespreizt, sein Körper ruhte zwischen ihnen. Ihre Feuchte benetzte bereits seine Männlichkeit. Sie wusste, dass er gleich in sie eindringen würde, zum ersten Mal würde sie ihn in sich spüren. Sie wollte es jetzt. Doch er zögerte. Und als sie beinahe befürchtete, es sei etwas nicht in Ordnung, drang gerade und fest in ihren schönen Körper. Sie winkelte ihre Beine an, sie wollte ihn so tief als möglich in sich spüren. Er sollte sie jetzt stoßen. "Stoß mich!" befahl sie und er tat es, ein ums andere Mal. Auf verschiedene Weise. Immer wieder neu, so dass alles in ihr erblühte. "Spritz' mich voll!" Sie schrie beinahe. Und sein weißes Gold ergoss sich in ihrem Inneren wie Lava. Sie genoss seinen Saft in ihrer Mitte.

Später, sein Körper hatte für lange Momente den ihren unter sich verborgen, zog er sich zurück. Dafür überdeckten jetzt seine Küsse ihre Brüste, ihre Schenkel, ihre heiße Mitte. Seine Zunge wollte sie noch einmal schmecken, so wie sie jetzt zusammen schmeckten - und immer wieder umspielte er ihre Perle, neckte sie, vergaß sie daraufhin wie zum Schein, um sie dann voller Wolllust erneut zu verwöhnen. Er tat dies so lange, bis die Innenseiten ihrer Schenkel bebten und ein leiser Schrei ihren Mund verließ.

Er sank neben sie. Dann hielten sie sich lange - noch immer nackt - in den Armen. Und redeten. Redeten über all das, was bislang unausgesprochen geblieben war. Sie lachten über Geschichten aus Jugendtagen - und weinten beinahe über die Schönheit ihres Zusammentreffens.

Nachher, sie waren wieder im Auto, sagte er zu ihr: „Ich würde jetzt gerne mit Dir ans Meer fahren."
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Donnerstag, 17. Mai 2007


Sie lag auf dem Sofa und blätterte in einer Illustrierten. Es war ein graunasser Sonntagvormittag. Regen prasselte gegen das Wohnzimmerfenster. Auf dem Couchtisch vor ihr dampfte eine Tasse Tee. Sie hatte vorhin in der Küche, als sie denn Tee aufbrühte, seine Lieblingstasse mit einem Motiv von Dalí für den Tee gewählt. Eine Frau mit schönen Rundungen ist darauf zu sehen, wie sie am Fenster steht und sehnsuchtsvoll hinaus aufs Meer blickt. Irgendwie erinnerte sie das Bild an ihre eigene Sehnsucht, an diesem Morgen, den sie allein verbrachte. Ohne zärtlliche Worte, die ihr jemand ins Ohr flüsterte, ohne eine zaghafte Berührung, die sie eletrisieren könnte.

Ihre Gedanken schweiften. Unwirsch suchte sie nach Halt in der Zeitschrift, sie seufzte leicht. Dachte daran ein Bad zu nehmen. Und spürte plötzlich ein unvermitteltes Kribbeln auf der Haut und in ihrer Mitte. Sie erinnerte sich an einen Traum, den sie in der zurückliegenden Nacht geträumt hatte und dessen Bilder nun wieder auftauchten - schemenhaft, wie durch den feinen, heißen Dunst eines türkischen Dampfbades. Sie schloss die Augen.

In diesem Traum lag sie so wie in diesem Moment auf der Couch, nur dass sie nicht in einer Zeitschrift blätterte, sondern ein Telefon in der Hand hielt. Sie tippte eilig eine Nummer in die Tastatur, ihr Herz klopfte dabei vor Aufregung. Ihre Hände waren feucht und ihre Knie zitterten. Die Nummer, so erinnerte sie sich, hatte sie von einer Freundin bekommen, Tage zuvor in einem Café. "Probier' die mal aus, wenn dir langweilig ist", hatte die Freundin ihr verschwörerisch ins Ohr geraunt und ihr dazu eine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Danach verschwand die Freundin mit einem Winken, ohne dass sie noch hätte fragen oder protestieren können.

In den Händen hielt sie also die Visitenkarte. Darauf nur eine Nummer und darüber ein Name in feiner Schreibschrift, so als hätte jemand mit einem teuren Füllfederhalter die Lettern einzeln auf den Karton notiert. Der Name: Alexandre de Massio. Hieß jemand wirklich so, fragte sie sich. Und wie hatte es dieser "Alexandre" in Form einer Visitenkarte in die Handtasche der Freundin geschafft? Wieso hatte die Freundin diese Nummer überhaupt gewählt? Und warum wollte sie, dass nun auch sie anrufen sollte, wenn es ihr langweilig sei? Wäre "Alexandre" eine gute Partie gewesen, so hätte die Freundin doch ganz gewiss nicht teilen wollen. Wenn "Alexandre" nun aber Arzt oder Anwalt ist, wieso sollte sie ihn ausgerechnet dann anrufen, wenn ihr gerade der Kopf nach Zerstreuung stand? Das alles dachte sie, allein im Cafè.

Und nun lag sie auf der Couch, wählte diese Nummer. Sie presste den Hörer ans Ohr, ein Rufton, noch einer, ein dritter. Dann die Stimme eines Mannes, sanft und doch markant, von tiefer Eleganz und einer versteckten Forschheit. Die Stimme sagte nur: "Hallo." Und es war kein Fragen darin, sondern ein Ausrufen, so als müsste sie, die Anrufende, erhört werden. Ihr Atem ging schneller. Sie versuchte sich zu sammeln, stotterte leicht: "Ist, ist dort Alexandre?" Die Stimme ging nicht direkt auf ihre Frage ein, sagte nur: "Deine Freundin hat mich empfohlen, nicht wahr?" "Ja, ich meine, ja, das stimmt. Woher wissen Sie,....?"
Sie kam nicht weiter, denn schon übernahm die Stimme die Regie: "Es ist geschehen, weil du wolltest, dass es geschieht. Du willst Zerstreuung, ein kleines Abenteuer, ein wenig Nervenkitzel und etwas, dass du nicht auszusprechen wagst."

Kurz dachte sie daran, aufzulegen. So verstört war sie, doch irgendetwas an "Alexandres" Stimme, wenn dieser Mann tatsächlich so hieß, ließ sie gewähren. Sie dachte, dass die Stimme recht hatte, genau das war es schließlich, was sie suchte. Ohne, dass sie es zuvor hätte benennen können. "Alexandre" sprach, ruhig, beinahe hypnotisierend: "Du musst nicht anworten, hör' einfach zu. Ich weiß ein wenig über Dich, denn vor ein paar Tagen warst Du in einem Café, ich saß dort nur unweit von Dir, konnte den Schimmer Deines Haars bewundern, Deinen sanften Blick, das mädchenhafte Lächeln, das Deine Lippen umspielte. Du trugst dieses zauberhafte Sommerkleid, das Deine Hüften zart umspielte, und ab und an trug eine Brise Deinen Duft zu mir herüber - kurz, ich war elektrisiert von Dir." Sie wusste nicht, wie ihr geschah. Dieser Mann hatte sie also beobachtet? War das eine Idee ihrer Freundin? Und wenn ja, warum tat sie dies?

"Alexandre" sprach weiter: "In meinen Gedanken lud ich Dich ein, an meinen Tisch zu kommen, ein Glas Prosecco zu trinken. Du wolltest ablehnen, doch ich bestand darauf. Wir stießen an und Du spürtest bald, die belebende Wirkung, Deine Wangen erröteten leicht und Du sprachst schon bald wie zu einem alten Freund mit mir. Wir redeten und redeten, über Bücher, die Du gelesen hattest, über Deine Arbeit und vergangene Urlaube. Wir lachten viel dabei und unmerklich rutschen wir mit unseren Stühlen näher zueinander. Als Du gerade schwärmtest, wie schön es doch sei, in einem Hotelzimmer auf dem Bett zu liegen, während die großen Fensterflügel geöffnet sind und so den Blick aufs Meer freigeben, sagte ich unumwunden: 'Geh' mit mir in ein Hotel! Jetzt!' Du warst aufgewühlt, rangst nach Worten, nach Erklärungen, schautest auf die Uhr, fuhrst mit den Fingern durch die Haare, lächeltest unsicher und sagtest dann: 'Ja, lass uns gehen, schnell!'"

Sie lag noch immer auf der Couch, den Hörer ans Ohr gepresst, ihr war heiß, der Raum verschwand im Ungewissen. Sie flüsterte: "Sprich weiter, schnell!"

Und "Alexandre" erzählte. "Wir standen rasch auf, ich nahm Deine Hand, führte Dich, Du spürtest den kräftigen Griff meiner Hand, der Dir zwar Stärke zeigte, aber Dir nicht schmerzte. Ich ging leicht voran. Wir flüchteten beinahe. Deine Lust war entfacht, Du hattest nachgegeben und meine Führung erlaubte es Dir, nicht nachdenken zu müssen. Du wolltest nun spüren und gespürt werden. Vorbei an dem Portier, durch die Gänge dieses Hotels, an dessen Fassade Du schon hunderte Male vorbei gegangen warst und dessen Innenleben Du nie vernommen hattest, hinein in das Zimmer mit den großen Fenstern, die geöffnet waren und vor denen sich die Gardinen leicht im Wind wiegten. Und dann waren wir allein, vollständig allein mit uns. Du drücktest Dich an mich, Deine Hände gruben sich in meine, Dein Kopf lehnte sich an meine Schulter. Ich umschlang mit meinen Armen Deine Hüften. Wir tanzten beinahe."

"Alexandre" stoppte.
"Weiter, weiter", hauchte sie ins Telefon.
"Alexandre" gehorchte.

"Dann schob ich Dich weg von mir. Meine Hände strichen über Deine Schultern, Dein Kleid fiel mit dem leichten Rascheln von Herbstlaub zu Boden. Du trugst nur noch einen schwarzen Spitzen-BH, ein schwarzes Höschen und halterlose Strümpfe. Dir fiel erst jetzt meine Kleidung auf, dass ich einen schwarzen Businessanzug trug, eine gestreifte Krawatte, ein roséfarbenes Hemd. Eine leichte Brise vom Fenster her ließ Dich erschaudern. Ich fasste Dich an den Hüften, drückte Dich aufs Bett, sanft aber bestimmt. Ich sagte: 'Ich will, dass Du Dich mir hingibst, dass Du tust, was ich Dir sage, keine Widerworte gibst.' Du wolltest protestieren, doch schon küsste ich Dich, wir verschmolzen für einen langen Moment, alles verlor sich im Raum. Doch ich brach den Kuss jäh ab. Ich stellte mich vor Dich. 'Zieh Dein Höschen aus', befahl ich. Du gehorchtest und reichtest mir die kleine Handvoll Stoff. 'Ich möchte nun, dass Du die Augen schließt und Dich streichelst, überall. Stell Dir vor, es seien meine Hände, die Dich erkunden, bis zu Deiner Mitte.' Du tatest, wie ich es wünschte. Und Du spürtest meine Blicke auf Deinem Körper, wie ich es genoß, Deine Hüften beben zu sehen, wie Deine Hände zwischen Deine Schenkel fuhren. Du wusstest, dass mich ein Feuer ergreifen würde. Ein Feuer, dass auf Dich bald übergreifen würde, Dich ganz und gar entzündet, dass Du mir nicht mehr gehorchen, mir nur noch die Kleider vom Leib reißen würdest, damit ich endlich in Dich eindringe, Dir mit festen Stößen Gewissheit gebe, wie sehr ich Dich begehre. Jetzt hier in diesem Moment, in diesem Hotelzimmer...."

Sie ließ den Hörer fallen, stöhnte laut, ihre Finger hatten sich längst den Weg zu ihrem Schoß gebahnt. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Finger dort spielten, voller Entzücken, bis ein einziger Schrei sie befreite.

Sie schreckte hoch, die Zeitschrift fiel zu Boden. Was war geschehen? Nur ein Traum, nur ein Traum, dachte sie. Da entdeckte sie auf dem Boden das Telefon...
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